Es ist eines der großen Mysterien in der Entwicklung der Menschheit: Die Dogon, eine afrikanische Volksgruppe, die im Osten von Mali lebt, verfügte Jahrtausende lang über Wissen, das sie im Grunde gar nicht haben dürften. Der französische Ethnologe Marcel Griaule und seine Mitarbeiterin Germaine Dieterlen lenkten Ende der 1930er Jahre nach mehreren Forschungsreisen die Aufmerksamkeit der westlichen Welt auf die Dogon, als klar wurde, dass diese seit vorchristlichen Zeiten Hinweise darauf hatten, dass es im Sirius-System den Stern Sirius B gibt. Dieser sehr lichtschwache Begleiter von Sirius A konnte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhnderts jedoch nur mit modernsten Teleskopen beobachtet werden.
In seinem 1976 erschienenen Buch „The Sirius Mystery“ (ab 1977 in Deutschland als „Das Sirius-Rätsel“ veröffenrlicht) stellte der amerikanische Orientalist Robert Kyle Grenville Temple, auf Grundlage der Arbeiten von Griaule und Dieterlen, die Hypothese auf, dass dieses angebliche Wissen den Dogon vor langer Zeit durch außerirdische Besucher vermittelt worden sein könnte und er begab sich damit in die Tradition pseudowissenschaftlicher Thesen, die der Schweizer Erich von Däniken Ende der 1960er Jahre mit Büchern wie „Erinnerungen an die Zukunft“ begonnen hatte. Temples Annahme ist, Besucher aus dem Weltall hätten die Erde vor Tausenden von Jahren besucht und in die kulturelle Entwicklung des Menschen eingegriffen.
Obwohl Griaules Angaben und die Hypothesen Temples bislang nicht bestätigt werden konnten (US-Autor Carl Sagan schrieb gar, dass die Dogon wohl tatsächlich kein eigenes Wissen für ihre Riten hätten, es aber eher aus europäischen als aus außerirdischen Quellen stammen würde) verfügt die südlich von Timbuktu lebende Volksgruppe gleichwohl über außergewöhnliches Detailwissen zu Sirius, jenem Gestirn, das als hellster Stern des irdischen Himmels – abgesehen von Sonne, Mond, Venus und Jupiter – bereits in babylonischen Texten des ersten Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung eine Rolle spielte. Von einem Zwergstern Sirius B war aber dabei nie die Rede gewesen, Woher dieses Wissen der Dogon, die weder eine astronomische Forschung betrieben noch über entsprechende Hilfsmittel verfügten, stammen könnte, darüber spekuliert der Autor in „Das Sirius-Rätsel“.
Ob die Quelle des Dogon-Wissens über Sirius und die Umlaufbahn seines Begleiters tatsächlich von außerhalb der Erde stammt, bleibt auch heute noch ungeklärt, Robert K. G. Temple breitet in seinem Buch, jedoch eine Fülle von Material aus, das er in einer äußerst akribischen Art hinterfragt und ggf. auch wieder verwirft, dass man an der redlichen Absicht und der Glaubwürdigkeit des Autos kaum zweifeln kann. Er setzt es zudem mit (zumindest 1976) einmaligem Bildmaterial über die Dogon und vielen Grafiken in Szene, sodass die Lektüre des Buches Spaß bereitet.
Ich erwarb mein Exemplar der Erstauflage bereits 1977, als ich vom Musikalbum „Green“ von Steve Hillage fasziniert war, in dem es u. a. auch um das Sirius-Thema geht und dadurch auf den Hype um „The Sirius Mystery“ aufmeksam wurde. Mein 1989er VELVET UNIVERSE-Musilalbum trägt den Titel „CONTACT (The Sirius Mystery)“ und es dürfte nunmehr keine Frage mehr sein, woher sein Untertitel kommt.
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