Ganz ohne „Geld“ (… der Wortursprung kommt, nebenbei bemerkt, aus dem Althochdeutschen Begriff für „etwas abgelten“ …) geht es in unseren Leben nicht. Wir gebrauchen es, um Dinge / Miete / Essen und so weiter zu bezahlen. Die Autorin Mareice Kaiser („Das Unwohlsein der modernen Mutter“ hat ein Buch über das Geld geschrieben,das den Titel trägt „Wie viel: Was wir mit Geld machen und was Geld mit uns macht „.
Darin geht es nicht um das Verdienen, Vermehren oder den Wert des Geldes, sondern um Gefühle, die Menschen zum Geld haben. Hierzu gehöre auch Scham, so die Autorin. Überwiegend gelte ja in unserer Gesellschaft, dass man über Geld nicht spricht, weshalb Kaiser auch erzählt, sie habe sich zum Teil über Arbeitslosengeld finanziert, als sie das Buch geschrieben habe und eine solche Offenheit im Umgang mit Geld wünsche sie sich auch von anderen menschen. Das sei auch einer der Gründe gewesen, weshalb sie das Buch geschrieben habe. Mareice Kaisen: „Ich schreibe von der Scham und sage: Ich schäme mich, kein Geld zu haben. Ich schäme mich, Geld zu haben. Ich schäme mich, dass es Geld gibt, und ich schäme mich vor allem, weil Geld ungerecht verteilt ist.“
Die Journalistin ist überzeugt, ass wir nicht über Geld sprechen, nützt vor allem einem Teil unserer Gesellschaft, nämlich den Menschen, die sehr viel vom Geld haben.“ Genau das sei auch ihre Erfahrung bei der Recherche für ihr Buch: Menschen mit wenig Geld oder aus der unteren Mittelschicht sprachen sehr offen über ihr Leben im Hinblick auf Geld. „Je mehr Geld die Menschen hatten, desto schwieriger wurde es, Menschen zu finden, die öffentlich darüber sprechen wollten.“ Daher besteht der größte Teil des Buches aus Gesprächen über Geld mit Menschen, die sehr viel davon haben und mit Menschen, die sehr, sehr wenig Geld haben. Beispielsweise mit einem über achtzig Jahre alten Nachbar von Mareice Kaiser, der von etwa rund 600 Euro Rente leben muss und der jeden Monat etwa 100 Euro durch das Sammeln von Pfandflaschen verdient. Dieses Beispiel zeigt nach Kaisers Ansicht gut, dass es nichts mit Anstrengung zu tun habe, ob jemand finanziell klarkommt, sondern dass es einfach auch solche Menschen gibt, die fleißig sind, sogar im hochbetagten Alter, bei denen es aber trotzdem nicht für ein gutes, warmes Essen am Tag reiche.
Am komplett anderen Ende des Geldspektrums lebt Marlene Engelhorn, Nachfahrin des BASF-Gründers, die mit Blick auf ihr daraus entstehendes Erbe (= ein zweistelliger Euro-Millionenbetrag) die Initiative „Tax me now“ gegründet hat, die sich für eine gerechte Besteuerung von reichen Menschen einsetzt. An ihr könne man sehen, so die Autorin, dass es bei Geld auch um gesellschaftliche Teilhabe gehe. und Marlene Engelhorn werde gerade deshalb gehört, weil sie über viel Geld verfüge. denn, so Kaiser, beim Thema Reichtum gehe es nicht um erwirtschaftetes Einkommen, sondern, die reichsten Menschen in Deutschland seien ja nicht reich, weil sie so hart arbeiten würden oder gearbeitet hätten, sondern weil sie das viele geld geerbt haben.
Das Buch ist auch deshalb interessant zu lesen, weil Reichtum sei viel schlechter erforscht ist als Armut, bei dem der Staat ganz genaue Zahlen hat und Armutsgrenzen bemessen kann und vor allem weiß, wie viele Menschen davon betroffen sind (= in Deutschland aktuell 16 Prozent). Zudem ist jedes fünfte Kind von Armut betroffen. Doch wie viele Menschen reich sind und wie viel sie besitzen, weiß bei uns niemand ganz genau. Am Ende ihres Buchs steht dann auch die Systemfrage. Angesichts der Klimakrise und der endlichen Ressourcen, von denen wir leben, müssten wir uns jetzt überlegen: Wie wirtschaften wir neu, sodass wir nicht irgendwann einen Planeten hinterlassen, auf dem Menschen nicht mehr leben können? Zugleich gehe es darum, Geld und gutes Leben für alle gerecht zu verteilen, so Mareice Kaiser in ihrem im Frühjahr 2023 erschienenen Buch.
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