Die US-Amerikanerin Temple GRANDIN ist Professorin für Tierwissenschaften an der Colorado State University und weltweit bekannt durch Hunderte von wissenschaftlichen Aufsätzen und mehrere Bücher über Autismus und Tierverhalten. Ihre Co-Autorin Catherine Johnson ist als Journalistin auf Neuropsychiatrie und Gehirnforschung spezialisiert und hat bereits mehrere Bücher über Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung geschrieben, ist selbst Mutter von zwei Söhnen mit ASS.
Die hochbegabte Autistin Temple Grandin erkannte am Tierverhalten, dass manche Tiere den Menschen viel ähnlicher sind, als wir bislang dachten. Das gelang ihr durch Beobachtungen und Analysen und veränderte die Welt der Haltung von Nutztieren, jedoch erst, nachdem es ihr gelang, sich die Welt der Sprache zunutze zu machen, um ihre eigene Welt der Farben, Bilder und virtuellen Filme im Kopf anderen zugänglich zu machen. Daraufhin machte sie eine beispiellose Karriere, von einem Kind, das Ärzte wegen eines „Hirnschadens“ in ein Heim verbringen wollten, zu einer der weltweit bedeutendsten Tierpsychologinnen.
Es ist nicht vermessen zu sagen, dass es der 1947 geborenen Autorin gelingt, die Welt so wahrzunehmen und zu empfinden, wie es Tiere tun, weshalb es ihr gelingt, das Verhalten, die Begabungen und Ängste von Tieren zu verstehen, um so dazu beizutragen den Umgang mit ihnen zu verbessern. Auch heute noch findet Temple Grandin Bestätigung dafür, wie sehr ihre eigene Wahrnehmung derjenigen von Tieren ähnelt. In ihrem Buch beschreibt sie gemeinsam mit Johnson, wie die in ihrem Bewusstsein und Gedächtnis entstehenden Bilder für die Außenwelt in Worte und Werte übersetzt. Und wie es ihr gelingt, selbst mögliche Gedanken und Gefühle von Tieren in unsere Sprache zu übersetzen.
Seit den 1980er Jahren revolutionierte Grandin auf ihre Weise unser Verständnis von Tieren, lehrt dieses Fach seit 1990 an der Colorado State University in Fort Collins. Ihr als Jugendliche mühsam erlernter Wortschatz, den sie sich nach eigener Aussage wie eine Fremdsprache aneignen musste, ist heute so umfangreich, dass sie problemlos humorvolle, mehrstündige Vorlesungen halten kann – in seiner Art vergleichbar dem Wirken von Vera F. Birkenbihl. Das TIME Magazine führte sie als zur Jahrtausendwende als eine der 100 einflussreichsten Personen auf, da sie neben der Arbeit zum Tierwohl von Nutztieren auch viel zum Verständnis von Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung beigetragen habe.
Nebenbei bemerkt: In in Berlin-Friedrichshainträgt seit 2017 eine Ganztagsschule in offener Form für jahrgangsübergreifende Lerngruppen 1–3, 4–6 sowie sonderpädagogische Kleinklassen ihren Namen. Sie hat einen inklusiven Grundschulteil und Kleinklassen für autistische Kinder sowie eine integrierte Sekundarstufe für autistische Schüler:innen.
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