Die Wirklichkeit – ist sie ein Messer ohne Klinge, an dem der Griff fehlt? Der 1921 in Kärnten geborene Philosoph, Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick klärte in seinem Buch „Wie wirklich ist die Wirklichkeit? – Wahn, Täuschung, Verstehen“ aus dem Jahre 1976 auf unkonventionelle und amüsante Weise darüber auf, was die sogenannte „Wirklichkeit“ tatsächlich ist. Denn sie sei keineswegs das, was wir naiv „die Wirklichkeit“ zu nennen pflegen.
Watzlawicka Worten nach ist sie vielmehr das Ergebnis zwischenmenschlicher Kommunikation, was der Autor anhand vieler Beispiele belegt, die auch noch nach einem halben Jahrhundert verblüffen. Dieses Buch sollte zur Pflichtlektüre für jene gemacht werden, die für alles Erklärungen parat haben und diese als objektive Tatsachen anpreisen würden, meinte einst der Radiosender RIAS Berlin und fügte an, „Politiker, Soziologen, Theologen, Lehrer, aber natürlich auch Kritiker und Journalisten sollten sich Watzlawicks Buch unters Kopfkissen legen.“
Sein systemisches Denken erläuterte er Ende der 1990er Jahre in einem Interview mit den Worten: „Der Ansatz basiert auf der Situation im Jetzt und Hier. Das heißt auf der Art und Weise, in der die Menschen miteinander kommunizieren und im Kommunizieren dann in Schwierigkeiten kommen können. Wir versuchen also zu verstehen, wie das menschliche Bezugssystem funktioniert, in dem der sogenannte Patient mit drinnen steht und mitwirkt. Unsere Frage ist: Wozu? Das geht so weit für mich, dass, wenn ich zum Beispiel Ehe-Therapie betreibe, der Patient nicht mehr der Mann oder die Frau, sondern die Beziehung zwischen diesen beiden Menschen ist. Das ist mein Patient. An der Beziehung will ich arbeiten.“
Im Jahre 1976 erhielt Paul Watzlawick, der 2007 in Kalifornien verstarb, neben seiner Tätigkeit in der sog. „Palo-Alto-Gruppe“ zusätzlich einen Lehrauftrag im Fachbereich Psychiatrie an der Stanford University. 1978 wurde er Mitbegründer von PEN-Club Liechtenstein. Weltweite Bekanntheit erreichte der Autor mit seinem Werk „Anleitung zum Unglücklichsein“ das 2012 auch verfilmt wurde. Darin beschreibt Watzlawick unter anderem einen Mann, der alle zehn Sekunden in die Hände klatscht. Nach dem Grund für dieses merkwürdige Verhalten befragt, erklärt dieser: „Um die Elefanten zu verscheuchen.“ Auf den Hinweis, es gebe hier doch gar keine Elefanten, antwortet der Mann: „Na, also! Sehen Sie?“ Damit wollte Watzlawick zeigen, dass der konsequente Versuch, ein Problem zu vermeiden – hier: die Konfrontation mit Elefanten –, es in Wirklichkeit verewigt.
In „Wie wirklich ist die Wirklichkeit? – Wahn, Täuschung, Verstehen“ findet man u. a. Watzlawicks Erklärungen dafür, wie Schimpansen, Delphine oder gar Außerirdische kommunizierne oder kommunizieren könnten. – Absolut lesenswert!
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