Anselm Grün: „Exerzitien für den Alltag (Meditationen inkl. Anleitungen zur Übung)“

Anselm (eigentlich: Wilhelm) GRÜN ist seit über sechs Jahrzehnten Benediktiner-Mönch der Abtei Münsterschwarzach und der bekannteste spirituelle Autor in Deutschland; zudem ist er Dr. theol., Kursleiter in Meditation, Fasten, Kontemplation und der tiefenpsychologischen Auslegung von Träumen. „Glückspater“ nannte ihn einst die Boulevardpresse, denn er ist zugleich charismatischer Redner, erfolgreicher Manager und viele seiner Bücher sind Bestseller. Seine Publikationen umfassen inzwischen mehr als 300 aktuell lieferbare Titel mit einer Gesamtauflage von weltweit über 14 Millionen verkauften Büchern – in über 30 Sprachen übersetzt.

Jetzt ist Grün 80 Jahre alt geworden und immer noch aktiv – offen, zugewandt und neugierig. Was ist Quelle seiner Lebensweisheit? Was sind die Grundlagen, aus denen er lebt? Um zum Kern dieser Fragen vorzudringen möchte ich hier ein eher wenig bekanntes Werk von ihm vorstellen, das mir gleichwohl alle diese Fragen beantwortet hat. Er schrieb es mit Mitte 50 für alle Christen und nannte es „Exerzitien für den Alltag“, erschienen ist es 1997 im klostereigenen Vier-Türme-Verlag Münsterschwarzach. – Ich zitiere im Vorgriff auf die christliche Fastenzeit (mit freundlicher Genehmigung des Verlags) aus seinem Vorwort, die er „Hinführung“ nannte:

»(…) Radio Vatikan bat mich, für die Fastenzeit 1997 die Radio-Exerzitien zu halten und sie auch in einer Kleinschrift zu veröffentlichen und dazu eine Toncassette herauszugeben. Als ich die Anfrage bejahte, wußte ich noch nicht, was daraus werden sollte. Bei der Erarbeitung der Vorträge bzw. Meditationen wurde mir dann klar, daß ich meine Art, wie ich meine eigenen Exerzitien gestalte oder wie ich Einzelexerzitien gebe, in diese Radio-Exerzitien einfließen lasse. Von vielen Anfragen her weiß ich, wie groß heute das Bedürfnis nach Einzelexerzitien oder nach Exerzitien im Alltag ist. So möchte ich den Meditationen im Radio Vatikan ein paar Gedanken zur konkreten Gestaltung persönlicher Exerzitien voranstellen.

Sie können sich mit diesen 12 Meditationen in die Stille zurückziehen und 12 Tage lang von den Bibeltexten und deren Auslegungen zum persönlichen Gebet anregen lassen. Oder Sie können mit dieser Kleinschrift Ihre Exerzitien im Alltag gestalten. Die Fastenzeit oder Adventszeit bietet sich für solche Exerzitien im Alltag an. In der Adventszeit würden Sie sich dann für jeden Text zwei Tage lang Zeit nehmen, in der Fastenzeit wären für jede Woche zwei Texte zur Meditation und Übung vorgesehen. Aber Sie können auch während des Jahres immer dann, wenn es für Sie paßt, zwischen 2 und 12 Wochen herausnehmen, in denen Sie sich bewußt von diesen Texten begleiten lassen. (…)

Ich möchte Ihnen ein paar Vorschläge machen, wie Sie mit den Texten dieses Bandes Ihre Exerzitien und Ihre Meditationszeiten gestalten können. Überlegen Sie zunächst, wann Sie meditieren möchten. Wenn Sie für sich Einzelexerzitien (…) im Alltag machen, sollten Sie Ihre Kontakte nach außen und Ihre Aktivitäten reduzieren, auf Fernsehen verzichten, keine andern Bücher lesen als die Bibel und sich bewußt Zeiten der Stille reservieren. Zuerst sollten Sie prüfen, wann Sie sich am besten eine Stunde für die Meditation reservieren können.

Die Morgenstunden haben sich als die geeignetsten erwiesen. Aber wenn das Ihr Tagesplan nicht zulässt, können Sie sich auch eine andere Zeit aussuchen. Am besten lesen Sie den Text dieser Kleinschrift schon vor der Meditationszeit, entweder am Abend vorher oder ummittelbar vor der Meditation. (…) Sie können die Gebetszeit auch stehend mit einer Gebärde beginnen. (…) Dann setzen Sie sich hin und nehmen achtsam und ehrfürchtig die Bibel in die Hand. Lesen Sie den vorgesehenen Text ganz langsam. Lassen Sie jedes Wort ins Herz fallen, versuchen Sie, es zu schmecken, zu kosten, es zu wiederholen, bis es im Herzen ankommt. Und stellen Sie sich bei jedem Wort vor, daß Gott selbst dieses Wort zu Ihnen spricht. (…)«

Auch wenn es viele gramatikalische Schwächen hat und auch Rechtschreibfehler (… ganz offensichtlich ist das etwa 100-Seiten starke Büchlein direkt aus seinem Computer in die Druckerpresse gelangt – athentischer geht es kaum noch …), erfüllt es zu 100 Prozent seinen Zweck. Wer es nicht so speziell will, dem sei das aktuelle Buch von Alselm Grün „Alles in allem – was letztlich zählt im Leben“ empfohlen, in dem es u. a. darum geht, wie die Suche nach dem guten Leben zusammenhängt mit einer lebenslangen Gottsuche und wie er selbst die Gottesvergessenheit der Gegenwart und die Krise der Tradition sieht. Dies ist eine ungewöhnliche Bilanz von Grün, nicht nur erzähltes, sondern reflektiertes Leben, und ich werde auch dieses Werk hier noch als Buch-Tipp vorstellen.

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